Feel Good Management als Chance für Aufschwung
Ein Fan ist ein guter Supporter und treibt ein Team voran,
auch wenn die Zeiten mal schwer sind. Überträgt man diesen Gedanken als
Vorgesetzter auf sein Team stellt man schnell Parallelen fest, denn gute
Stimmung motiviert und fördert Höchstleistung. Mit diesem Ansatz befasst sich
der neue Zweig des Feel Good Managements professionell.
Nehmen wir als Beispiel ein anonymes mittelständisches IT-Unternehmen:
Den Mitarbeitern ging es gut! 14 Monatsgehälter, hohe Betriebsrente, übertariflicher
Urlaub mit zusätzlichem Altersurlaub und so weiter und so fort. Sparmaßnamen
kürzten am Urlaub und an der Betriebsrente und von jetzt auf gleich war die
Laune und Motiviation der Kollegen im Keller. Die Kollegen, welche noch
motiviert waren, wurden nach und nach mit in den Sog der schlechten Laune
gezogen. Die Produktivität und Kreativität der Mitarbeiter litt und das spürte
nun auch der Kunde. Für ein kleines Unternehmen kann das schnell das Aus
bedeuten. Bei einem mittelständischen Unternehmen dauert dieser Prozess länger.
Doch wie kann man hier gegensteuern? Was kann man tun, um das Verständnis der
Mitarbeiter zu wecken und die Mitarbeiter zu Fans zu machen, bevor die Krise
eintritt?
Feel Good Management ist ein neuer Trend aus Amerika, der
dort 2010 seinen Ursprung hat. Sein Erfinder ist Tony Hsieh, Gründer der
Shopping Plattform Zappos. Mit seinem Bucht „Delivering Happiness" erschuf er
einen Bestseller und eine neue Sichtweise auf das Konstrukt „Mitarbeiter und
Glück".
Seine These lautet, dass Unternehmen mit glücklichen
Mitarbeitern auch glückliche Kunden haben. Diese sind dem Unternehmen treu, da
sie sich verstanden fühlen und zufrieden sind. Wer zufrieden ist, braucht keine
Experimente.
Ein großer Verfechter Feel Good Managements ist das
Unternehmen Google. Hier werden die Mitarbeiter als Individuen unterstützt und
ihre Talente als Wertepotenzial für das Unternehmen genutzt. Durch diese
Wertschätzung fühlen sich die Mitarbeiter angespornt und laufen zu
Höchstleitungen auf, da sie mit Spaß bei der Sache sind. „Das macht sie
effektiver für das Unternehmen und weckt Talente, die wiederum genutzt werden
können", erklärt der Wirtschaftsprofessor Martin Ihlig von der Wharton School
der University of Pennsylvania.
Um die Wirkung von Feel Good Management zu belegen, fehlen
auf Grund seines jungen Alters noch die Erfahrungen. Auch gibt es Für- und
Widersprecher. Dennoch ist eine Logik hinter dem Gedanken nicht von der Hand zu
weisen. Bereits im Jahr 2001 erlangte die Grundidee von Spaß durch Spiel bei
der Arbeit Aufsehen, als ein Fischmarkt in Seattle als beliebtester
Arbeitsplatz durch CNN ausgezeichnet wurde.
Fish ist eines der bekanntesten Systeme, wenn man an
Motivationstrainings denkt. Es umfasst vier Grundsätze, die die Fischverkäufer für
sich beherzigten, um sich die Arbeit zu erleichtern:
Wähle deine Einstellung!
Wer jammert und klagt wird einen Tag zu einem langen
Zeitgenossen werden lassen. Wer jedoch mit Freude bei der Sache ist, lenkt sich
ab und erlebt die Dinge ganz anders. Der Arbeitsalltag nimmt einen großen Raum
in unserem Leben ein. Wollen wir glücklich sein, oder wollen wir uns ärgern und
langweilen?
Spiele und habe Spaß!
Jede noch so langweilige Aufgabe kann angenehm werden, wenn
man sie mit seiner Lieblingsmusik erledigt. Vor dem Fenster ist nur triste
Bürogebäudelandschaft? Eine Postkarte oder ein Urlaubsfoto können die Gedanken
beeinflussen.
Bereite anderen eine Freude!
Die Kollegen sehen wir oft mehr als die eigene Familie. Hier
ist es wichtig, eine gute Stimmung zu haben. Ein Schokoriegel kann aus einem
Sorgengesicht ein Lächeln locken.
Sei präsent!
Es ist unhöflich, wenn man mehr mit dem Smartphone
beschäftigt ist, als mit der Person, die gerade mit einem spricht. Dennoch ist
dies trauriger Alltag. Unser Gegenüber wird es uns danken, wenn wir ihm unsere
ganze Aufmerksamkeit schenken. Das schafft ein gutes Miteinander.
Die Fischverkäufer in Seattle werfen ihre Fische schwungvoll
und lassen sie mit den Kunden reden. Das macht ihnen und den Kunden Spaß.
Deshalb kommen die Kunden gerne wieder und durch die erhaltene Mundpropaganda
ist der Fischmarkt nun berühmt. Das hat den Kundenstamm erweitert und den
Fischmarkt erfolgreicher denn je gemacht.
Das Fish Konzept verkauft sich bis heute erfolgreich.
Ende 2014 wurde die Anzahl an Feel Good Managern laut Handelsblatt
auf etwa 50 geschätzt. Ende 2015 berichtete Die Zeit von ca. hundert. Große und
bekannte Firmen greifen auf Feel Good Management auch in Deutschland zurück.
Hierzu gehören beispielsweise die Lufthansa Systems in Raunheim mit einem
zertifizierten Feel Good Manager und Zalando in Mönchengladbach. Auffällig ist,
dass es sich hauptsächlich um Unternehmen handelt, welche mit
Informationstechnologien und Onlinemarketing zu tun haben. Es fehlen noch große
bodenständige Traditionsunternehmen. Doch vielleicht ist es nur eine Frage der
Zeit, bis die sogenannte Leistungsgesellschaft mit dem Trend zur Anonymität
zurück zum Individuum mit seinen Stärken findet. Jeder ist ersetzbar, aber
niemand sollte sich danach fühlen.
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