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Dienstag, 10. April 2018

Textprobe wissenschaftlicher Artikel

Feel Good Management als Chance für Aufschwung

Ein Fan ist ein guter Supporter und treibt ein Team voran, auch wenn die Zeiten mal schwer sind. Überträgt man diesen Gedanken als Vorgesetzter auf sein Team stellt man schnell Parallelen fest, denn gute Stimmung motiviert und fördert Höchstleistung. Mit diesem Ansatz befasst sich der neue Zweig des Feel Good Managements professionell.

Nehmen wir als Beispiel ein anonymes mittelständisches IT-Unternehmen: Den Mitarbeitern ging es gut! 14 Monatsgehälter, hohe Betriebsrente, übertariflicher Urlaub mit zusätzlichem Altersurlaub und so weiter und so fort. Sparmaßnamen kürzten am Urlaub und an der Betriebsrente und von jetzt auf gleich war die Laune und Motiviation der Kollegen im Keller. Die Kollegen, welche noch motiviert waren, wurden nach und nach mit in den Sog der schlechten Laune gezogen. Die Produktivität und Kreativität der Mitarbeiter litt und das spürte nun auch der Kunde. Für ein kleines Unternehmen kann das schnell das Aus bedeuten. Bei einem mittelständischen Unternehmen dauert dieser Prozess länger. Doch wie kann man hier gegensteuern? Was kann man tun, um das Verständnis der Mitarbeiter zu wecken und die Mitarbeiter zu Fans zu machen, bevor die Krise eintritt?

Feel Good Management ist ein neuer Trend aus Amerika, der dort 2010 seinen Ursprung hat. Sein Erfinder ist Tony Hsieh, Gründer der Shopping Plattform Zappos. Mit seinem Bucht „Delivering Happiness" erschuf er einen Bestseller und eine neue Sichtweise auf das Konstrukt „Mitarbeiter und Glück".

Seine These lautet, dass Unternehmen mit glücklichen Mitarbeitern auch glückliche Kunden haben. Diese sind dem Unternehmen treu, da sie sich verstanden fühlen und zufrieden sind. Wer zufrieden ist, braucht keine Experimente.

Ein großer Verfechter Feel Good Managements ist das Unternehmen Google. Hier werden die Mitarbeiter als Individuen unterstützt und ihre Talente als Wertepotenzial für das Unternehmen genutzt. Durch diese Wertschätzung fühlen sich die Mitarbeiter angespornt und laufen zu Höchstleitungen auf, da sie mit Spaß bei der Sache sind. „Das macht sie effektiver für das Unternehmen und weckt Talente, die wiederum genutzt werden können", erklärt der Wirtschaftsprofessor Martin Ihlig von der Wharton School der University of Pennsylvania.

Um die Wirkung von Feel Good Management zu belegen, fehlen auf Grund seines jungen Alters noch die Erfahrungen. Auch gibt es Für- und Widersprecher. Dennoch ist eine Logik hinter dem Gedanken nicht von der Hand zu weisen. Bereits im Jahr 2001 erlangte die Grundidee von Spaß durch Spiel bei der Arbeit Aufsehen, als ein Fischmarkt in Seattle als beliebtester Arbeitsplatz durch CNN ausgezeichnet wurde.

Fish ist eines der bekanntesten Systeme, wenn man an Motivationstrainings denkt. Es umfasst vier Grundsätze, die die Fischverkäufer für sich beherzigten, um sich die Arbeit zu erleichtern:

Wähle deine Einstellung!

Wer jammert und klagt wird einen Tag zu einem langen Zeitgenossen werden lassen. Wer jedoch mit Freude bei der Sache ist, lenkt sich ab und erlebt die Dinge ganz anders. Der Arbeitsalltag nimmt einen großen Raum in unserem Leben ein. Wollen wir glücklich sein, oder wollen wir uns ärgern und langweilen?

Spiele und habe Spaß!

Jede noch so langweilige Aufgabe kann angenehm werden, wenn man sie mit seiner Lieblingsmusik erledigt. Vor dem Fenster ist nur triste Bürogebäudelandschaft? Eine Postkarte oder ein Urlaubsfoto können die Gedanken beeinflussen.

Bereite anderen eine Freude!

Die Kollegen sehen wir oft mehr als die eigene Familie. Hier ist es wichtig, eine gute Stimmung zu haben. Ein Schokoriegel kann aus einem Sorgengesicht ein Lächeln locken.

Sei präsent!

Es ist unhöflich, wenn man mehr mit dem Smartphone beschäftigt ist, als mit der Person, die gerade mit einem spricht. Dennoch ist dies trauriger Alltag. Unser Gegenüber wird es uns danken, wenn wir ihm unsere ganze Aufmerksamkeit schenken. Das schafft ein gutes Miteinander.

Die Fischverkäufer in Seattle werfen ihre Fische schwungvoll und lassen sie mit den Kunden reden. Das macht ihnen und den Kunden Spaß. Deshalb kommen die Kunden gerne wieder und durch die erhaltene Mundpropaganda ist der Fischmarkt nun berühmt. Das hat den Kundenstamm erweitert und den Fischmarkt erfolgreicher denn je gemacht.

Das Fish Konzept verkauft sich bis heute erfolgreich.

Ende 2014 wurde die Anzahl an Feel Good Managern laut Handelsblatt auf etwa 50 geschätzt. Ende 2015 berichtete Die Zeit von ca. hundert. Große und bekannte Firmen greifen auf Feel Good Management auch in Deutschland zurück. Hierzu gehören beispielsweise die Lufthansa Systems in Raunheim mit einem zertifizierten Feel Good Manager und Zalando in Mönchengladbach. Auffällig ist, dass es sich hauptsächlich um Unternehmen handelt, welche mit Informationstechnologien und Onlinemarketing zu tun haben. Es fehlen noch große bodenständige Traditionsunternehmen. Doch vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die sogenannte Leistungsgesellschaft mit dem Trend zur Anonymität zurück zum Individuum mit seinen Stärken findet. Jeder ist ersetzbar, aber niemand sollte sich danach fühlen.

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