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Dienstag, 10. April 2018

Textprobe Feature - Panzermuseum Munster

Wenn Stahl und Gefühl einander begegnen
„Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg.“ Dieses Zitat von Walter Benjamin begrüßt einen bereits von weitem, wenn man dem Panzermuseum in Munster entgegen geht. Und genau dies kann der Besucher des Museum spüren, wenn er sich darauf einlässt. Im Panzermuseum treffen harte Fakten auf mulmige Gefühle, denn hier kann man sich anschauen, was das Militär vornehmlich im 20. Jahrhundert ausmachte. Hier kann man spüren, dass die Angst vor einem Krieg ein guter Anfang ist, ihn zu vermeiden.
Betritt man die Eingangshalle des Panzermuseums, kann man nicht mal ansatzweise erahnen, was einen erwartet. Beinahe steril erinnert sie an die Eingangshalle eines Krankenhauses. Nur die ausgestellten Uniformen bereiten den Besucher auf das vor, was ihn in der Zeit seines Aufenthaltes erwartet. Denn folgt man nun dem orangenen Faden, kommt man vorbei an unserer Geschichte und an der Geschichte des deutschen Militärs.
Bereits die erste Halle führt den Besucher zurück in die Zeit des ersten und zweiten Weltkriegs. Panzer, Geschütze und weitere Fahrzeuge entführen die Gäste in die Zeit, in der Großeltern und Eltern ihr Leben in Angst verlebten. Das Gewicht und die beeindruckende Größe der Fahrzeuge spiegeln die Schwere der Zeit wieder. Zu jedem Exponat erhält der interessierte Besucher Informationen zum Einsatz des Fahrzeuges, zu technischen Details und Herstellungsmengen. Hier reichen die Zahlen von mageren 18 bis hin zu mehreren Hundertausenden hergestellten Panzern.
In der zweiten Halle erhält der Anwesende eine Übersicht der Geschichte der Nationalen Volksarmee und der Bundeswehr. Was Geschichtsbücher nicht vermitteln können, zeigen die Fahrzeuge, die auf ihren schweren Ketten friedlich und doch bedrohlich ihre Mündung in den Raum halten und so aussehen, als wären sie jeden Moment einsatzbereit. Sie demonstrieren Größe und Macht, aber auch Angst und Bedrohung.
Von dort gelangt man in den Außenbereich, wo der Besucher neben einem Brückenpanzer einen Panzer findet, in den er krabbeln kann, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie es für einen Soldaten ist, in einem Kollos aus Stahl zu sitzen. Weiter führt der Faden vorbei an Panzern anderer Länder bis hin zu einem Beispiellager, wie es deutsche Soldaten in Afghanistan bewohnen. Was von außen wie ein Container aussieht, ähnelt innen einem Jugendherbergsraum. Ein Etagenbett und ein Doppelspint für zwei erwachsene Personen im Einsatz auf Leben und Tod. Es wird greifbar, weshalb die Post aus der Heimat für einen Soldaten unbezahlbare Abwechslung ist.
Das Museum bildet einen sehr guten Weg, um neben dem Eindruck der überragenden Technik auch ein Gefühl dafür zu bekommen, wo die Panzer, Geschütze und Fahrzeuge zum Einsatz kommen und was ihr Einsatz bewirkt. Sie bringen Zerstörung, wenn sie in die falschen Hände geraten und Frieden, wenn man sie mit Bedacht benutzt.
Zu guter Letzt gelangt der Besucher in den Museumsshop mit integriertem Café. Das erste, was beim Betreten auffällt, ist ein Shirt mit zwei Panzern, unter denen „Bis einer heult“ geschrieben steht. Spätestens hier wird klar, dass das Museum nichts verherrlichen möchte.

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