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Freitag, 23. Dezember 2016

Kleine Helden in der Servicewüste

Wir begegnen ihnen jeden Tag: den kleinen Helden. Oft ist es uns nicht bewusst, weil wir sie gar nicht wahr nehmen oder ihr handeln für uns selbstverständlich ist. Manchmal auch weil wir denken, es sei selbstverständlich, weil wir eine bezahlte Leistung abrufen. Dennoch können auch bezahlte Leistungen mächtig in die Hose gehen und totunglücklich machen. Also ist eine gute Leistung nicht selbstverständlich sondern eine Heldentat! Ich breche eine Lanze für alle Berufe mit Nähe zum Menschen, die oft nicht gut behandelt werden, wenig Geld bekommen und uns doch helfen und Freude bringen! Mitarbeiter an Servicehotlines, die unsere Probleme lösen, Post- und Paketboten, die für unsere Post über sich hinaus wachsen, Pflegekräfte, die Menschen, die nicht mehr können wie sie wollen, weiterhin das Gefühl geben, wertvoll und ein Mensch zu sein, Rettungskräfte, die Leben retten mal eben so, Friseure... und hier kann ich von einem besonders tollen Erlebnis berichten:

Gestern habe ich bereits vorab mein erstes Weihnachtsgeschenk bekommen und mal abgesehen von der tollen Leistung hat man mir einen tollen sorgenfreien Tag geschenkt! Doch lasst mich von vorne beginnen:

Meine "kleine" Nichte machte sich Anfang des Jahres mit Ihrem eigenen Salon als Friseurin selbstständig. Ein mehr als mutiger Schritt, aber sie hatte tolle Unterstützung von vielen Helden, die mit ihr den Laden renovierten, sie mental oder auch finanziell unterstützten. Tante Mica war mächtig stolz!

Nun habe ich ewig gejammert, dass mein Aussehen nicht zu meinem fröhlichen Charakter passt und so bekam ich gestern von meiner Nichte ein Vorabweihnachtsgeschenk: sie machte meinen Kopf ein wenig bunter. Aber das war nicht das Hauptgeschenk: das Hauptgeschenk war, dass ich mich in den vollen  sechs Stunden besonders fühlte!

Es begann noch bevor ich die Tür zum Salon öffnete: ich wurde durch das Fenster angestrahlt und dann mit einer kräftigen Umarmung und einem "schön, dass du da bist, das ist mein Team!" begrüßt. Es war wie ein Besuch bei Freundinnen. Nun könnte man sagen, klar! Ist ja auch Deine Nichte! ABER in den sechs Stunden, die ich da war, wurde kein Kunde schlechter behandelt als ich! Es gab Tee und selbst gebackene Kekse, es gab Pommes und Salat, denn nach der Halbzeit war ich dann doch hungrig. Es gab Kopfmassagen, Haarwäschen
mit hoch gelegten Füßen, Beratungsgespräche ohne Fachchinesisch mit Geduld und soviel freundschaflicher Hingabe! Wir haben in den sechs Stunden so viel gelacht und das ganze Team umsorgte mich und meinen Kopf, aber vor allem auch meine Seele. Ich war nicht Kunde ich war König! Und genau das sind doch die Momente, die uns helfen, runter zu fahren und den Alltag zu vergessen, oder?

Es ist nicht selbstverständlich, wenn uns ein Mensch das Gefühl gibt, etwas besonderes zu sein! Es ist auch (leider) nicht (mehr) selbstverständlich ein "Hallo" ein "Bitte" oder ein "Danke" zu hören. Dabei ist das doch nicht schwer und bewirkt so viel. Wir kürzen, wo wir können! Die Jugend lässt sogar schon Präpositionen weg und spricht in Abkürzungen! Reden wir irgendwann überhaupt noch miteinander?

Jetzt ist Weihnachten! Die Zeit der Menschen, die einem am Herzen liegen! Eigentlich auch die Zeit für Frieden auf Erden, aber lassen wir das... Wir können ja klein anfangen. Kleinvieh macht auch Mist! Ich wünsche Euch smartphonefreie Stunden im Kreise Eurer Lieben! Viele warme Worte und Umarmungen und viele Momente voll Lachen, Aufmerksamkeit und Glück! Denn das sind Geschenke, die man auch mit allem Geld der Welt nicht bezahlen kann!


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