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Dienstag, 7. März 2017

Weltgedanken

Vor einem Jahr formulierte ich bei Facebook folgende Gedanken:

Kim Jong-un droht mit Atomschlag, viel zu viele Länder leben in Krieg, Angst und Unterdrückung, massenhaft Menschen sind flüchtenderweise auf der Suche nach einem (besseren) Leben, Gewalt ist auf dem Vormarsch, Menschen nutzen das Leid anderer aus um auf ihrer Welle zu surfen und Profit daraus zu ziehen, in Amerika heben 25000 Menschen auf Anweisung Donald Trumps den rechten Arm und in Hessen gehen keine 40% wählen und viel zu viele derer, die mit dem 1,50m breiten Wahlzettel zur Urne gingen wählten rechts und hirnlos… Wir sind hier wirklich privilegiert! Wir haben Rechte! Wir haben Demokratie! Wir meckern über jeden Scheiß! Aber wenn wir eine Stimme haben schweigen wir? Mit „wir“ meine ich nun das deutsche Volk. Mir ist wohl bewusst, dass in meiner Freundesliste nicht alle zu Hause bleiben würden, wenn Wahltag ist. Ich muss mir nur einfach mal Luft machen… Denn dieses stupide und/oder faschistische Denken und Handeln vieler Menschen macht mir Angst. Dieses „nur noch sich selbst sehen“ getrieben von Neid, Hass und Unwissen… jeder Mensch ist eigentlich ein kleines Wunder. Warum nutzen wir das nicht? Warum machen wir uns selbst zum Alptraum anstatt das Leben zu genießen? Die Welt könnte so einfach sein, wenn wir mehr Herz zeigen würden... 

Was ist seitdem geschehen? Wie ist es mit der Welt weiter gegangen?
Gefühlt stagniert die Lage in meinen Augen. Kim Jong-un droht mit Krieg und testet munter Raketen, es ist weiterhin Krieg in vielen Ländern, immernoch sind Menschen auf der Flucht, Trump ist Präsident, Erdogan benimmt sich wie ein trotziger Justus und immer mehr Menschen pöbeln ohne Sinn und Verstand hinter einer anonymen Identität im Internet. Sie fühlen sich groß und überlegen und machen wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben den Mund auf, da sie sich vorher nie getraut haben. Oft sind es die Außenseiter. Die, denen das Leben keine guten Bedingungen geschaffen hat. Die, die sich in der Gesellschaft zurück gelassen fühlen. Endlich glaube sie, dass man sie hört. Auch wenn man sie oft nicht sieht, da sie sich hinter Katzenfotos oder Deutschlandfahnen verstecken. Es sind allerdings auch Menschen dabei, die alles im Überfluss haben. Die Angst haben, dass ihnen etwas weg genommen wird von diesem Überfluss.

Was meine Gefühlslage betrifft, so bin ich ruhiger geworden. Wo ich vor einem Jahr an die Decke ging, rolle ich nur noch genervt die Augen.  Ich wurde auf Grund meiner Meinung bedroht, beschimpft und beleidigt. Auf der Straße erntete ich argwöhnische Blicke, wenn ich Partei für Ausländer ergriff, die gerade zu Unrecht beschimpft oder bespuckt wurden. Die nicht verstanden, was los war, da sie kein oder nur wenig deutsch verstanden. Ich trennte mich von einigen Menschen, deren Einstellung mit meiner immer wieder kollidierte. 

Gewalt scheint normal. Wir stumpfen gefährlich ab. Und das macht mir wirklich Angst. Wir leben in einer Zeit der Superlative. Alles ist möglich. Es gibt nur noch wenige Tabus. Und auch die sind bei jedem anders. Ich wünsche mir die Hemmschwellen zurück. Die Schüchternheit, die Bescheidenheit und die Dankbarkeit. Und ich wünsche mir, dass wir diese Eigenschaften nicht in Demut auf Grund von Leid neu erlernen müssen.

Ich wünsche mir mehr Liebe, mehr Zeit für- und miteinander und weniger Ego. Ich wünsche mir weniger Vorurteile und Schubladendenken. Und obwohl diese Wünsche alle nichts kosten, sind sie dennoch kaum zu bekommen.

Ich kämpfe weiter. Ihr auch? Haltet durch!

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